Bei Anbruch des dritten Jahrtausends erwacht die Menschheit, streckt ihre Glieder und reibt sich die Augen. Die Reste eines schrecklichen Albtraums schwirren ihr noch im Kopf herum. «Da war irgendwas mit Stacheldraht und riesigen Wolken, die aussahen wie Pilze. Na ja, einfach schlecht geträumt.» Sie tappt ins Badezimmer, wäscht sich das Gesicht und überprüft im Spiegel ihre Falten. Dann macht die Menschheit sich einen Kaffee und schlägt den Kalender auf. «Mal sehen, was heute auf der Agenda steht.»
Yuval Harari formuliert hier einen wichtigen Schwerpunkt von Geschichte: Es geht in unserer Zeit des Umbruchs immer mehr darum, unser Handeln, Wünschen und Wollen als ein geschichtliches Produkt zu verstehen; denn auf dieser Grundlage kreieren wir unser Morgen, das sich z. B. aufgrund von Digitalisierung strukturell von allem bisher Erfahrenem unterscheiden wird.
Unser Geschichtsunterricht thematisiert daher – beginnend mit der 6. Klasse – die „Falten“ der Menschheit: Die Schülerinnen und Schüler lernen, systematisch in fremde, vergangene Welten einzutauchen und deren Lebenswirklichkeit mit wachem und kritischem Auge zu betrachten.
Wie lebten beispielsweise die Menschen in der Steinzeit und sind wir in unserem heutigen Handeln und unseren Lösungsstrategien so weit von ihnen entfernt? Wieso hatten die Ägypter eine Hochkultur und haben wir – im Vergleich zu ihnen – auch Kultur? Ist die Antike vielleicht finster und das Mittelalter von Erkenntnis erhellt? Eine spannende Frage für ein Gymnasium, an dem besonders die alten Sprachen gepflegt werden!
In den höheren Klassenstufen stellen wir immer mehr Fragen an unsere jüngste Vergangenheit und Zukunft; erleben, erforschen und überprüfen Geschichte(n) anhand von Quellen, Überresten und Überlieferungen. Es ist uns wichtig, mit außerschulischen Partnern in der Region, z. B. dem Dreiländermuseum Lörrach und dem hiesigen Stadtarchiv, immer wieder mit Schülerinnen und Schülern auf Spurensuche zu gehen und ihren kritischen Blick zu schulen.
Es ist uns ein Anliegen, die demokratischen Werte wie Toleranz und Respekt im Blick zu behalten. Die jährliche Exkursion ins ehemalige Konzentrationslager Natzweiler-Struthof ist dabei – neben Projekten z. B. mit Zeitzeugen zur DDR – ein wichtiger Baustein.
So lehren wir in Geschichte Schülerinnen und Schülern die Kompetenz, immer wieder ein Fenster zur Welt zu öffnen, um dadurch die eigene, sinnstiftende Identität zu erfahren.