Armin Schuster MdB besuchte den Neigungskurs Gemeinschaftskunde im Hebel-Gymnasium
Lörrach. Große Bundespolitik im kleinen Klassenzimmer: Als kürzlich der Bundestagsabgeordnete Armin Schuster den Neigungskurses Gemeinschaftskunde besuchte - einem Kooperationskurs von Hebel- und Hans-Thoma-Gymnasium in der 11. Jahrgangsstufe unter der Leitung von Holger Ansorge - waren die Erwartungen der zehn Schülerinnen und neun Schüler gemischt: Wie sehr wird Schuster Wahlkampf für die anstehende Bundestagswahl machen wollen? Wird er – wie so oft bei Politikern in den Medien – viel sprechen und wenig sagen? Kurzum: Wie langweilig wird dieser Besuch?
Doch jegliche Skepsis verflog nach wenigen Minuten: Armin Schuster – lässig in Jeans und Kurzarmhemd gekleidet – war mit dem Rad aus Weil ins Hebel gekommen und hatte sich offenbar vorgenommen, den Schülern einen möglichst ungeschminkten Blick hinter die Kulissen des Berliner Politikalltags zu geben. Und die 16- bis 18-Jährigen hörten in dem anderthalbstündigen Gespräch von Minute zu Minute gespannter seinen Ausführungen zu, denn schließlich hatten sie schon bald das Gefühl: Hier erfahren sie heute etwas, das man so in den Medien normalerweise nicht erfährt.
Zunächst erzählte Schuster von seiner großen mentalen Erschöpfung, die er derzeit verspüre. Als er 2009 als CDU-Direktkandidat „mit großer Abenteuerlust“ in den Bundestag einzog, habe er sich nicht vorstellen können, wie kräftezehrend dieser Beruf ist. Gerade in der Flüchtlingskrise sei er als Innen- und Sicherheitspolitiker derzeit extrem gefordert, 70-Stunden-Wochen seien Alltag und der „psychische Druck ist permanent“, so Schuster. Er wolle sich dennoch keine Hornhaut zulegen, sondern stets ehrliche Politik machen. Aber so täten ihm auch die immer brutaler werdenden Internet-Beleidigungen in seinem Facebook-Profil zunehmend weh. „Es ist schockierend, was Politiker sich inzwischen anhören müssen“, gab er zu bedenken.
Hass-Kommentare im Internet – das Thema regte bei seinen jugendlichen Zuhörern reges Nachfragen an: Wie denn seine Vorstellungen als Sicherheitspolitiker vom freien Internet seien, wollte beispielsweise Luis Faller wissen. Schuster betonte, dass er sich wünsche, dass für das Internet dieselben Sicherheitsstandards gelten sollten wie im realen Leben. Und dazu gehöre es eben auch, dass die Polizei mehr Rechte bei der Suche und Sicherung von IP-Adressen erhalte als es derzeit der Fall ist.
Besonders spannend wurde es für die Schüler immer dann, wenn Schuster aus dem Innenleben des Berliner Politikbetriebes erzählte. So etwa, als er anschaulich von aufgewühlten CDU-Fraktionssitzungen berichtete, in denen es mit Bundeskanzlerin Merkel zu teils kritischen Diskussionen über für die Flüchtlingspolitik kam. Oder wenn er ungewöhnlich offen über die Enttäuschung sprach, dass viele mutmaßlich Asylsuchende, die offenen Grenzen dazu nutzen, das deutsche Asylrecht und damit auch die deutsche Hilfsbereitschaft zu missbrauchen. Er erzählte aber auch von hausgemachten Fehlern in der Politik und den zuständigen Behörden, die damals in der Flüchtlingskrise zu schnell mit nicht ausreichend geschultem Personal aufgebläht wurden und daher den Problemen anfangs nicht gewachsen gewesen seien. Das habe sich mittlerweile aber deutlich verbessert, die Abläufe seien jetzt weitgehend eingespielt.
Am Ende des Gesprächs blieb bei allen Schülerinnen und Schülern der Eindruck zurück, dass sie heute Politik aus erster Hand ungefiltert zu hören bekommen hatten. Und genauso macht Politik eben Spaß, war der einhellige Tenor im Kurs.