Karibu,
in den Pfingstferien habe ich während meines Keniabesuchs auch unsere Partnerschule „St. Andrews Tarabete” in der Nähe von Naivasha besucht.
Sehr gespannt, was mich erwarten würde, machte ich mich mit reichlich Mitbringseln und Geschenken (u.a. eine Sammlung von Schul- und Schreibmaterialien durch die Afrika AG) auf den Weg von der Hauptstadt Nairobi in die ca. 1,5 h entfernte Schule auf dem Land. Dabei musste das Auto die letzten 3,5km zur Schule eine derart beschwerliche unasphaltierte Bergstraße - voll mit tiefen Erdlöchern - zurücklegen, dass es für mich unvorstellbar ist, wie hier die täglich ankommenden Schulbusse fahren sollen.
An der Schule angekommen empfing mich der Schulleiter Mr. Kibet und nach einem kurzen Gespräch mit einer klassischen Tasse kenianischen Tee, begann dann auch schon die Führung durch das Schulgelände. Wie die Bilder eindrucksvoll belegen, ist die Schule natürlich nicht im Geringsten mit dem Hebel vergleichbar. Im Kontrast zur Ausstattung unserer Schule und dem Materialismus unserer Schüler*innen stand der Minimalismus an der St. Andrews, den ich in dieser Form nicht erwartet hatte. In einem „klassischen“ Klassenzimmer gab es nichts als ca. 30-50 winzige individuelle Schüler*innenpulte sowie Stühle, eine Tafelwand sowie ein winziges Lehrer*innenpult.
Und wer sich (berechtigterweise) über die sanitären Anlagen am Hebel beschwert, dem sei ein Blick auf die Fotos der Dortigen empfohlen!
Sehr eindrucksvoll war auch die Schulküche, in der das Küchenduo täglich das Mittagessen für die über 800 Schüler*innen vorbereitet (im Kessel auf den Bildern köchelt das kenianische Nationalgericht „Ugali”, bestehend aus Maisbrei mit Kohl und Bohnen).
Das Highlight aber war das (Unterrichts-)Gespräch, welches ich mit einer Klasse führen durfte. Dabei habe ich nicht nur eine kurze mathematische Einheit zur Punkt- und Achsenspiegelung „unterrichtet“ sondern auch etwas über den Schulalltag und die Zukunftserwartungen der Schüler*innen erfahren. Es war eine sehr bereichernde Erfahrung zu sehen, mit welcher Disziplin, Freude und hoffnungsvoller Erwartungshaltung die Kinder Schule und Unterricht begreifen und jede/r Einzelne/r die offizielle Vision der Schule („St. Andrews Tarabete Secondary School aspires to be an institution of excellence in the provision of quality education so as to give students the opportunity to escape poverty.“) leben will. Voller Hoffnung äußerten die Kinder- Schule und Bildung wirklich als den Schlüssel begreifend- Berufswünsche wie Ingenieur*in, Ärzt*in oder Lehrer*in.
Dieses (Selbst-)Verständnis und die Sichtweise auf Bildung und Schule würde ich mir manchmal auch häufiger bei uns wünschen.
Mr. Kibet und die Mitarbeiter*innen sind sehr stolz auf ihre Schule und vor allem sehr, sehr dankbar für die ganzen Spenden, die unsere Schulgemeinschaft durch die Initiative der Afrika AG jedes Jahr der Schule zukommen lässt. Dies sieht man unter anderem an dem Schriftzug unserer Schule auf einer Außenwand oder im Büro von Mr. Kibet, an dessen Wand zentral viele Bilder unserer Schule und unserer Aktionen, wie z.B. die Benefizkonzerte hängen. Er hat sich auch sehr über die Geschenke, u.a. über das aktuelle Hebel-Shirt der SMV, gefreut.
Eines hat mir der Besuch eindrucksvoll gezeigt: Unser Wirken und unsere Bemühungen sind nicht nur hilfreich und notwendig, sondern kommen auch ganz konkret an. Von dem Geld des letzten Konzertes wurde u.a. die Chemikaliensammlung aufgefüllt und erweitert.
Es wäre schön, wenn wir die Schule auch bei ihrem nächsten großen Projekt unterstützen könnten: Mr. Kibet plant die Einführung eines neuen Unterrichtsfaches: er nennt es „Computerklasse”.
Den vorgesehenen (leeren) Raum habe ich mich mir schon zeigen lassen…