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Schulleben :: Schuljahr

Die WTO (Welthandelsorganisation) ist den meisten ein Begriff. Doch was genau tut sie? Was sind ihre Aufgaben und Themenfelder? Darauf gibt es eine einfache Antwort: Sie organisiert den Welthandel. Das mag zunächst einmal unspektakulär, ja sogar langweilig klingen. Doch es ist alles andere als das!

 

Das durften auch wir (K2 Wirtschaftskurs) durch das WTO-Planspiel erfahren. Zwei Vertreter der Landeszentrale für politische Bildung gestalteten für uns am 26. Januar einen überraschend spannenden Vormittag. Doch zunächst hielt sich die Begeisterung in Grenzen: Zu spät kommen und Unaufmerksamkeit bis hin zu Schläfrigkeit. Kennenlern-Spiele, ein kurzer Vortrag – das Übliche. Immerhin gab es Kuchen!

Zum Glück blieb es nicht dabei. Schon als wir mit den Vorbereitungen für das Eigentliche – das Planspiel – anfingen, hob sich die Stimmung. Für dieses Spiel bekam jeder von uns ein Land zugeteilt, das er vertreten sollte. Angefangen bei Ländern wie Kolumbien oder Tschad bis hin zu Weltmächten wie China und den USA. Um das Spiel authentischer zu gestalten waren wir dazu angehalten worden, an dem Tag im „Business-Look“ zu erscheinen.

Das Spiel gab uns drei Szenarien vor, in denen die Länder verschiedene Ziele verfolgten. Im ersten Szenario ging es um die Einfuhrzölle auf Bananen, durch die einige „Bananen-Länder“ gefördert wurden, während andere ihre Bananen nicht mehr verkaufen konnten. Ähnlich verhielt es sich mit dem zweiten Szenario, bei dem es um die Baumwoll-Subventionen der großen Industriemächte ging, wodurch ärmere Länder nicht mehr konkurrenzfähig waren. Das letzte Szenario handelte von dem Interesse der USA gentechnisch veränderte Pflanzen auf dem europäischen Markt einzuführen.

Unsere Aufgabe bestand nun darin, durch geschicktes Verhandeln Abkommen mit anderen Ländern zu schließen und „unsere“ Handelsinteressen bestmöglich durchzusetzen.

Eröffnet wurde das Planspiel mit einer Vorstellungsrunde der einzelnen Länder. Jeder Vertreter hatte genau eine Minute Zeit sein Land und dessen Interessen vorzustellen. Danach ging es zum wesentlichen: Nämlich zum Aushandeln von gemeinsamen Verträgen und Abkommen. Um ein gültiges Abkommen einreichen zu können musste es von mindestens drei Ländern unterzeichnet und darauf bei den Spieleleitern eingereicht werden. Kurz darauf waren dann auch einige Verträge eingereicht.

Nun stimmten wir im Plenum über die Umsetzung der Verträge ab. Eine Umsetzung erfolgte nur bei Einwilligung aller Staaten. Da in dieser Runde fast jeder von uns einzig seine eigenen Ziele verfolgte konnten schlussendlich keine Abkommen in Kraft treten.

In der zweiten Runde waren deshalb alle dazu bereit Kompromisse zu schließen. Durch viel Verhandeln und ein paar Zugeständnisse konnten neue Abkommen entstehen, die ein viel größeres Potential besaßen. Leider hatten wir, auf Grunde einer festgelegten Zeit, das Problem nicht mit jedem Vertreter in ein Gespräch zu kommen. Die Folge war, dass immer noch kein Vertrag zu Stande kam, bei dem alle einwilligten. In der Bilanz war die zweite Runde allerdings sehr viel ergiebiger, da die Abkommen nun viel mehr Zustimmung erhielten. Beinahe wurde eines sogar Durchgesetzt, wenn nicht die USA sich im letzten Moment enthalten hätte. Dadurch machte sie sich nicht besonders beliebt bei den Vertretern der anderen Ländern, doch zum Glück ist das ganze nur ein Spiel gewesen und hat dadurch keine Auswirkungen auf unser schulisches Zusammenleben.

Leider hatten wir nicht die Chance nochmal neue Abkommen auszuhandeln, da die Zeit allmählich knapp wurde. Ziemlich Schade eigentlich, weil viele von uns es gerne gesehen hätten, wenn wir doch noch auf einen gemeinsamen Nenner gestoßen wären.

Trotzdem konnten wir einige Erfahrungen für uns mitnehmen. Niemand von uns hatte sich davor ernsthaft mit der Entscheidungsfindung in der WTO oder einer ähnlichen Organisation auseinander gesetzt. Dadurch waren wir alle am Ende überrascht wie schwer es doch ist ein gemeinsames Abkommen durchzusetzen. Jeder möchte zu seinem Vorteil kommen und auf nichts verzichten müssen. Um es also „Jedem“ recht machen zu können sind Kompromisse erforderlich, denn alleine geht nichts.